Göttingen – Schaltzentrale des Kentler-Netzwerks

 





Wie die evangelische Kirche und pädagogische Institutionen in Niedersachsen organisierte sexuelle Ausbeutung von Kindern legitimierten

Über Jahrzehnte hinweg wurden in Deutschland Kinder und Jugendliche aus der staatlichen Jugendhilfe gezielt pädokriminellen Männern zugeführt – unter dem ideologischen Vorwand einer „freien sexuellen Entfaltung“. Was als angeblich „reformpädagogisches Experiment“ bezeichnet wurde, war in Wahrheit systematisch organisierte sexuelle Ausbeutung Minderjähriger. Der Sozialpädagoge und Sexualwissenschaftler Helmut Kentler (1928–2008) stand im Zentrum dieses Netzwerks, das staatliche, akademische und kirchliche Institutionen umfasste.

Eine aktuelle Studie der Universität Hildesheim (2024) belegt, dass das sogenannte „Kentler-Netzwerk“ weit über Berlin hinausging. Besonders Göttingen spielte eine Schlüsselrolle: Dort entstanden die ideologischen Grundlagen, wurden Täter sozialisiert und Verbindungen zwischen Wissenschaft, Kirche und Jugendhilfe geknüpft. Göttingen gilt laut Bericht als „Ursprungsknotenpunkt“ des Missbrauchssystems – eine Schaltzentrale, in der die Idee, sexuelle Beziehungen zwischen Erwachsenen und Minderjährigen könnten pädagogisch wertvoll sein, akademisch und institutionell abgesichert wurde.

Göttingen als Ausgangspunkt der organisierten Ausbeutung

Im Pädagogischen Seminar der Universität Göttingen und im niedersächsischen Landesjugendheim wirkten mehrere Männer, die an der systematischen Vermittlung von Kindern an pädokriminelle Pflegeväter beteiligt waren. Ihre Haltung wurde durch Kentlers Lehre gestützt, wonach „pädophile Männer“ für „verwahrloste Jungen“ die besten Pflegeeltern seien. Kentler schrieb 1981:

„Diese Leute haben diese schwachsinnigen Jungen nur deswegen ausgehalten, weil sie eben in sie verliebt, verknallt und vernarrt waren.“
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_Kentler

In seinen Fachartikeln argumentierte Kentler, dass Sexualität „Teil des Erziehungsprozesses“ sei, und sprach von „sexueller Befreiung als Voraussetzung menschlicher Reife“. Solche Sätze wurden in wissenschaftlichen Seminaren an Universitäten in Hannover und Göttingen diskutiert, teilweise übernommen und als Teil einer neuen „antiautoritären“ Pädagogik dargestellt. Quelle: https://www.herder.de/cig/cig-ausgaben/archiv/2019/47-2019/paedophile-als-pflegevaeter/

Unter dem Deckmantel von „sexueller Selbstbestimmung“ und „pädagogischem Eros“ wurde sexualisierte Gewalt an Minderjährigen gerechtfertigt, praktiziert und verschleiert. In kirchlichen Reformkreisen hieß es, Kinder müssten „ihre Sexualität frei entfalten dürfen“ – ein Schlagwort, das gezielt missbraucht wurde, um die Grenzen zwischen Fürsorge und Missbrauch aufzulösen. Quelle: https://www.haz.de/lokales/hannover/schuetzte-der-evangelische-kirchentag-missbrauchstaeter-wie-gerold-becker-und-helmut-kentler-RQZ3VJ2YYFCY3P3NVWJDKNFBGE.html

Evangelische Kirche und staatliche Jugendhilfe als Teil des Systems

Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannovers und weitere kirchliche Träger in Niedersachsen boten pädokriminellen Akteuren Einfluss- und Schutzräume. In kirchlich getragenen Jugendhilfestrukturen und Ausbildungsstätten fanden sich über Jahrzehnte dieselben Namen und Argumentationsmuster wieder. Kirchliche Bildungseinrichtungen übernahmen reformpädagogische Konzepte, in denen Sexualität als „natürlicher Bestandteil pädagogischer Beziehung“ galt. Quelle: https://www.evangelisch.de/inhalte/211694/27-01-2023/ekd-plant-studie-zu-sexualisierter-gewalt-und-reformpaedagogik

Ein prominenter Name: Gerold Becker (†2010), Leiter der Odenwaldschule und enger Weggefährte Kentlers, galt als Schlüsselfigur in den Netzwerken, die sich aus kirchlichen und universitären Reformkreisen speisten. Auch Herbert E. Colla-Müller, Professor in Lüneburg, wird in Studien als Täter genannt, der männliche Jugendliche in „Sonderpflegestellen“ aufnahm und missbrauchte. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Herbert_E._Colla

Die Studien der Universität Hildesheim belegen, dass diese Netzwerke bis in die frühen 2000er-Jahre hinein aktiv waren. Sie sprechen von einem „bundesweiten Netzwerk struktureller und organisierter sexualisierter Gewalt“, das von kirchlichen und akademischen Institutionen gedeckt wurde. Quelle: https://www.schutzkonzepte-online.de/wp-content/uploads/2023/02/Oppermann_Kentler.pdf

Vertuschung, Ignoranz und institutionelles Versagen

Jugendämter, Hochschulen und kirchliche Stellen ignorierten über Jahrzehnte Hinweise auf Missbrauch. Kinder, die in „Sonderpflegestellen“ untergebracht waren, berichteten von wiederholter sexualisierter Gewalt, Isolation und psychischer Manipulation. Beschwerden wurden nicht verfolgt, Akten verschwanden, Verantwortliche wechselten Positionen – häufig innerhalb desselben Netzwerks.
Der Abschlussbericht der Universität Hildesheim bezeichnet die jahrzehntelange Kooperation zwischen staatlichen Behörden, Hochschulen und kirchlichen Einrichtungen als „organisiertes System sexueller Ausbeutung im Gewand sozialpädagogischer Fürsorge“. Quelle: https://www.uni-hildesheim.de/media/fb1/sozialpaedagogik/Forschung/Aufarbeitung_-Jugendhilfe_Berlin-_Kentler/Zwischenbericht_Kentler.pdf

Aufarbeitung und offene Fragen

Erst ab 2015 rückte die Dimension des Kentler-Netzwerks in den Fokus öffentlicher Aufarbeitung. Die Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) nannte die neuen Erkenntnisse „einen weiteren Schritt“ in Richtung Aufklärung. Für Betroffene bleibt das unzureichend: Sie fordern, dass Göttingen, die evangelische Kirche in Niedersachsen und die beteiligten Universitäten ihre institutionelle Verantwortung offenlegen.

Der Fall Kentler steht exemplarisch für ein pädagogisch-politisches System, das jahrzehntelang sexuelle Ausbeutung Minderjähriger unter dem Deckmantel von „Freiheit“ und „Erziehung“ rechtfertigte. Göttingen war dabei keine Randnotiz, sondern das geistige und strukturelle Zentrum – geschützt von wissenschaftlichem Ansehen und kirchlicher Legitimation.

#KentlerNetzwerk #OrganisierteSexuelleAusbeutung #Göttingen #Niedersachsen #EvangelischeKirche #Missbrauchsskandal #Reformpädagogik #HelmutKentler #GeroldBecker #HerbertCollaMüller #UniversitätHildesheim #StrukturelleGewalt #Kinderschutz #Jugendhilfe #Aufarbeitung #KirchlicherMissbrauch

https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Studie-Missbrauchs-Netzwerk-um-Kentler-bis-in-2000er-Jahre-aktiv,kentler104.html
https://www.hildesheimer-allgemeine.de/meldung/paedophilen-netzwerk-um-helmut-kentler-welche-rolle-spielte-das-paedagogische-seminar-der-uni-goettingen.html
https://www.goettinger-tageblatt.de/lokales/goettingen-lk/goettingen/fall-kentler-die-rolle-des-paedagogisches-seminars-der-uni-goettingen-FUFC4VHPG4IZOL23XSH2US3KMU.html
https://www.evangelisch.de/inhalte/227373/23-02-2024/studie-netzwerk-jugendhilfe-deckte-kindesmissbrauch.html
https://www.haz.de/lokales/hannover/schuetzte-der-evangelische-kirchentag-missbrauchstaeter-wie-gerold-becker-und-helmut-kentler-RQZ3VJ2YYFCY3P3NVWJDKNFBGE.html
https://www.herder.de/cig/cig-ausgaben/archiv/2019/47-2019/paedophile-als-pflegevaeter/
https://www.schutzkonzepte-online.de/wp-content/uploads/2023/02/Oppermann_Kentler.pdf
https://www.uni-hildesheim.de/media/fb1/sozialpaedagogik/Forschung/Aufarbeitung_-Jugendhilfe_Berlin-_Kentler/Zwischenbericht_Kentler.pdf
https://www.evangelische-zeitung.de/bericht-ueber-bundesweites-netzwerk-von-missbrauch-in-jugendhilfe

Foto: Quelle By https://www.thetimes.com/world/europe/article/berlin-to-compensate-victims-of-paedophile-foster-scheme-mnw5bsx35, Fair use, https://en.wikipedia.org/w/index.php?curid=64313140

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

"Europol bestätigt: Destruktive Kulte existieren – und sie zerstören Leben"

Aufgedeckt: Netzwerk von organisierte sexueller Ausbeutung in Deutschland und Europa

Schweiz und die „Satanic Panic“-Lüge: Veronika Meili vollumfänglich durch Behörden entlastet – SRF verweigert Richtigstellung