Digital - ideologisch -rituell: neue Gewaltform aufgedeckt: Behörden schlagen Alarm
Seit Jahrzehnten warnen Fachleute in Deutschland vor der systematischen Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen durch sadistische, ideologisch motivierte Tätergruppen. Helfernetzwerke aus Psychologen, Ärzten, Juristen und Aussteigern berichten übereinstimmend von ritualisierter Gewalt, wie sie auch die Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs benennt. Dennoch halten Teile der Medien und Fachöffentlichkeit an der Erzählung fest, solche Strukturen existierten nicht – beeinflusst von einer gut organisierten Täterlobby, die Zweifel sät und Betroffene zum Schweigen zwingt.
Jetzt spricht selbst die Polizei in Hamburg von einem Fall, der diesen Widerspruch offenlegt. Ein internationales Sadismus-Netzwerk mit dem Namen „Gruppe 764“ steht im Zentrum umfangreicher Ermittlungen. Die Vorwürfe: psychische, sexuelle und physische Gewalt gegen Kinder und Jugendliche – bis hin zu Fällen von Suizid. Was zunächst wie eine Randnotiz im digitalen Raum wirkte, offenbart sich als global vernetztes System der Zerstörung. Was ist Gruppe 764? Und warum betrifft uns das alle?
Hintergrund: Entstehung und Strukturen der Gruppe 764
Nach Recherchen internationaler Strafverfolgungsbehörden entstand die Gruppe 764 als Teil eines weltweiten Netzes sadistischer Online-Gewalt. Ziel war es, minderjährige Opfer durch Erpressung, psychologische Manipulation und ideologische Indoktrination zu kontrollieren und zu zerstören.
Plattformen wie Discord, Telegram, Roblox oder Minecraft dienten als Eingangstore. Dort wurden gezielt Kinder und Jugendliche kontaktiert, um sie über längere Zeiträume in sogenannte Grooming-Strukturen zu locken. Einmal unter Kontrolle, zwangen die Täter ihre Opfer zu Selbstverletzungen, sexualisierten Handlungen oder zur Gewalt gegen Dritte – häufig mit dem Ziel, belastendes Material zur weiteren Erpressung zu generieren. In Einzelfällen kam es laut Behörden sogar zum Tod der Betroffenen.
Am 17. Juni 2025 wurde in Hamburg der 20-jährige Deutsch-Iraner Shahriar J. verhaftet. Unter dem Pseudonym „White Tiger“ agierte er als führendes Mitglied der Gruppe 764. Er steht im Verdacht, unter anderem einen 13-jährigen US-Amerikaner in den Suizid getrieben zu haben. Weitere Betroffene stammen laut NDR-Recherchen aus Kanada, Deutschland und anderen Ländern.
Die Ideologie hinter der Gewalt
Das Netzwerk „764“ ist keine klassische politische Gruppierung. Vielmehr vereint es eine Mischung aus sadistischer Gewaltverherrlichung, nihilistischer Weltsicht und zum Teil explizit satanistischer Ideologie. Ziel ist nicht eine politische Machtübernahme – das Ziel ist Zerstörung. Zerstörung von Menschen, Strukturen, Identität und Mitgefühl. Diese Tätergruppen operieren jenseits jeder moralischen Grenze. Ihre Taten sind Ausdruck radikalisierter Menschenverachtung, oftmals begründet in einem fanatischen Glauben an Überlegenheit, Macht und absolute Kontrolle.
Ein zentrales ideologisches Vorbild für viele Untergruppen ist der „Order of Nine Angles“ (ONA). Diese aus Großbritannien stammende Bewegung verbindet Satanismus, Okkultismus und extremen Elitarismus mit Gewaltfantasien. Der ONA propagiert gezielt die Rekrutierung junger Menschen und rief sogar zur „physischen Selektion“ durch Mord auf. Über verschiedene Ableger wie den „Tempel des Blutes“ oder die „Maniac Murder Cults“ fand diese Ideologie Eingang in digitale Subkulturen, die später Teil der Gruppe 764 wurden.
Besonders perfide ist die Inszenierung von Gewalt als Prüfung, Erwachen oder Einweihung. In Foren, Chatgruppen und selbst erstellten Manifesten wird psychische Folter verherrlicht, Empathie als Schwäche denunziert und der Missbrauch von Kindern als Ritual oder Test mystifiziert. Dies dient nicht nur der ideologischen Verblendung der Täter, sondern auch der gezielten Zersetzung von Widerstand bei den Opfern.
Internationale Verflechtungen
Das Netzwerk „764“ ist Teil eines internationalen Geflechts extrem gewaltverherrlichender Online-Subkulturen. Seine Wurzeln reichen bis in angloamerikanische Extremistengruppen, die seit den frühen 2000er-Jahren digital operieren. Verbindungen bestehen zu Strukturen wie dem Order of Nine Angles, der Atomwaffen Division, dem Tempel des Blutes und den Maniac Murder Cults.
Alle diese Gruppierungen eint eine Ausrichtung, die auf völliger Entmenschlichung, Gewalt und dem gezielten Bruch gesellschaftlicher Normen basiert. Religiöse, politische und subkulturelle Motive verschwimmen, während Chaos, Schmerz und Zerstörung zum erklärten Ziel werden.
Deutschland im Fokus
Auch in Deutschland sind Verbindungen längst sichtbar. Ermittlungen laufen in mehreren Bundesländern. Täter sprechen ihre Opfer über Spieleplattformen wie Roblox oder Minecraft an. Was harmlos wirkt, entwickelt sich rasch zu einem System aus Manipulation, sexualisierter Gewaltfantasie und Sadismus.
Der Fall „White Tiger“ zeigt, wie gezielt Täter vorgehen: systematische Zersetzung, psychische Kontrolle, ideologische Bezüge. Chats enthalten Symbole und Begriffe aus extremistischen Schriften wie denen des Order of Nine Angles. Hamburg wurde so zum Ausgangspunkt eines Ermittlungsverfahrens, das weit über Einzelfälle hinausweist.
Was Polizei, BKA und Europol sagen
Die Hamburger Polizei beschreibt die Taten als Teil eines hochmanipulativen, sadistischen Systems mit ideologischer Schulung. Die Täter agieren nicht impulsiv oder zufällig, sondern folgen einem verinnerlichten Weltbild, das Gewalt gegenüber Kindern glorifiziert.
Europol warnte im Frühjahr 2025 vor digital radikalisierten Gewaltkulten mit ritualisierten Elementen. Diese Gruppen seien international vernetzt, arbeiteten arbeitsteilig und setzten auf die gleichen Symbole und Dynamiken wie klassische Täter-Sekten.
Das Bundeskriminalamt betrachtet Gruppe 764 nicht als Einzelfall, sondern als Teil eines international agierenden Täterkollektivs mit ritualisierten Gewaltmustern. Damit bestätigen die Behörden, was Fachleute und Betroffene seit Jahren sagen: Organisierte Gewaltstrukturen existieren, und sie passen sich an digitale Räume an.
Ein zentrales Hindernis für die Aufklärung war jahrzehntelang die Arbeit der False-Memory-Lobby, die ritualisierte Gewalt als Produkt von Suggestion darstellte. Mit den aktuellen Ermittlungen bricht dieses Narrativ zusammen.
Fazit: Von der Verdrängung zur Verantwortung
Die Enthüllungen um die Gruppe 764 markieren einen Wendepunkt. Was lange ignoriert oder geleugnet wurde, ist nun belegt: Es handelt sich nicht um Einzelfälle, sondern um vernetzte Tätergemeinschaften mit ideologischer Grundierung, die gezielt Kinder und Jugendliche missbrauchen, manipulieren und in den Tod treiben.
Für die Betroffenen ist es von besonderer Bedeutung, dass ihre Erfahrungen endlich anerkannt werden. Jahrzehntelang wurden Opfer ideologisch motivierter organisierter Ausbeutung in Zweifel gezogen, ihre Stimmen relativiert oder zum Schweigen gebracht. Diese Haltung darf sich nicht wiederholen. Behörden und Politik stehen in der Pflicht, alles daran zu setzen, dass nicht mehr die Opfer infrage gestellt werden, sondern mit aller Kraft die Täter gestoppt und ihre Machtstrukturen zerschlagen werden. Diese Machtstrukturen bestanden bereits, bevor es digitale Möglichkeiten gab, und sie haben sich mit den neuen Technologien lediglich vervielfacht und beschleunigt.
Deutschland steht damit vor einer doppelten Aufgabe. Die Strafverfolgung digitaler Gewaltstrukturen muss ausgebaut werden, und zugleich braucht es eine ehrliche Aufarbeitung der jahrzehntelangen Verdrängung. Fachleute, Beratungsstellen und Betroffene haben seit Jahren gewarnt – oft gegen massiven Widerstand.
Die Gruppe 764 zeigt: Ideologisch aufgeladene Gewalt und ritualisierter Missbrauch sind digitale Realitäten unserer Zeit. Eine Gesellschaft, die Kinder schützt, muss diese Realität anerkennen und entschlossen handeln. Der Schutz der Schwächsten darf nicht länger hinter Zweifeln oder Lobbyinteressen zurückstehen.
Quellen:
https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr/sadismus-online-netzwerk-manipulation-kinder-jugendliche-100.html
https://www.ndr.de/nachrichten/info/white-tiger-und-die-gruppe-764-was-die-chats-verraten,cybergrooming-112.html
https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/mordverdaechtiger-in-hamburg-was-ist-ueber-die-sadisten-der-gruppe-764-bekannt-110544141.html
https://www.volksverpetzer.de/analyse/764-neonazi-terrornetzwerk/
https://www.bellingcat.com/news/2021/03/19/ona-tempel-of-blood-satanic-extremists-online/
https://www.splcenter.org/fighting-hate/extremist-files/group/order-nine-angles
https://www.vice.com/en/article/jgk4qg/inside-order-of-nine-angles-satanist-extremist-group
https://www.zeit.de/digital/2025-06/europol-bericht-digitaler-kult-manipulation-kinder
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