Katholische Integrierte Gemeinde: Ideologisch motivierter Missbrauch im Namen des Glaubens?
Die Katholische Integrierte Gemeinde (KIG), gegründet 1965, galt lange als innovatives Modell kirchlichen Lebens. Doch Berichte ehemaliger Mitglieder werfen der Gemeinschaft vor, ideologisch motivierten Missbrauch, psychische Abhängigkeit und Kontrolle über das Privatleben der Mitglieder praktiziert zu haben. Eine kirchliche Untersuchung bestätigte diese Vorwürfe.
Vorwürfe und kirchliche Untersuchung
Bereits in den 1970er Jahren wurden Hinweise auf problematische Strukturen innerhalb der KIG laut. Ehemalige Mitglieder berichteten von Beeinträchtigungen der persönlichen Freiheit, Trennung von Familien und finanzieller Abhängigkeit. Im Jahr 2019 ordnete Kardinal Reinhard Marx eine kanonische Visitation der KIG an. Der Abschlussbericht der Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass der Umgang der Gemeinschaft mit ihren Mitgliedern „über weite Strecken den Charakter von geistlichem Missbrauch“ trage. Es wurde ein System psychischer und finanzieller Abhängigkeit festgestellt, in dem Widerspruch als Sünde gegen den Heiligen Geist dargestellt wurde.
Auflösung der Gemeinschaft
Auf Grundlage des Visitationsberichts löste Kardinal Marx die KIG im November 2020 in seiner Erzdiözese auf. In den folgenden Jahren wurden auch die übrigen Niederlassungen der Gemeinschaft in Deutschland aufgelöst.
Reaktionen und Aufarbeitung
Die Verantwortlichen der KIG wiesen die Vorwürfe zurück und sprachen von „böswilliger Verleumdung“. Sie kritisierten das Verfahren der Visitation als intransparent und beklagten das Öffentlichwerden des Zwischenberichts.
Der emeritierte Papst Benedikt XVI., der der KIG in der Vergangenheit nahegestanden hatte, distanzierte sich nach Bekanntwerden der Vorwürfe von der Gemeinschaft. Er bedauerte, dass der Eindruck entstehen konnte, alle Aktivitäten der Gemeinde seien von ihm als Erzbischof von München gebilligt worden.
Fazit
Der Fall der Katholischen Integrierten Gemeinde zeigt, wie innerhalb religiöser Gemeinschaften Machtstrukturen entstehen können, die zu ideologisch motiviertem Missbrauch und psychischer Abhängigkeit führen. Die späte Reaktion der Kirche auf die Vorwürfe wirft Fragen nach der Verantwortung und dem Umgang mit solchen Gemeinschaften auf.
Quellen:
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https://www.deutschlandfunk.de/katholische-integrierte-gemeinde-verdacht-auf-geistlichen-100.html
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https://www.kirche-und-leben.de/marx-loest-katholische-integrierte-gemeinde-auf
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https://de.wikipedia.org/wiki/Katholische_Integrierte_Gemeinde
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Für weitere Informationen und persönliche Erfahrungsberichte empfiehlt sich die Dokumentation des Bayerischen Rundfunks:
Leben in einer katholischen Sekte | DokThema | Doku | BR
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