Go & Change“ – Wenn spirituelle Heilung zur Tarnung für sexuellen Missbrauch wird
Der Fall Kai K. und die Abgründe einer vermeintlich spirituellen Lebensgemeinschaft
Was als Projekt für "Lebensqualität", Heilung und Selbsterkenntnis begann, endete in einem Drama aus psychischer Manipulation, körperlicher Gewalt und mutmaßlich ritualisiertem sexuellen Missbrauch. Im Zentrum: Kai K., ein ehemaliger IT-Unternehmer, der sich ab 2017 in einem ehemaligen Kloster in Lülsfeld (Bayern) als Heiler, spiritueller Lehrer und später als Guru inszenierte.
Die Gruppe „Go & Change“ – offiziell als "Entwicklungsgemeinschaft" bezeichnet – warb mit Begriffen wie Bewusstseinserweiterung, Schwingungsarbeit und Heilung von Traumata. Doch laut Staatsanwaltschaft Schweinfurt hätte sich hinter der öffentlich vermittelten Fassade eine sektenartige Struktur entwickelt, in der psychische Abhängigkeiten aufgebaut und sexuelle Übergriffe systematisch ausgeführt worden sein könnten.
Sexuelle Rituale als Dämonenaustreibung
Mehrere Frauen, die zeitweise in der Gemeinschaft lebten, berichteten, dass Kai K. behauptet hätte, sexuelle Handlungen seien notwendig, um „Dämonen“ oder „Parasiten“ auszutreiben. In sogenannten „Sessions“ sollen die Betroffenen körperlich entblößt, geschlagen und gebissen worden sein – unter dem Vorwand eines spirituellen Heilungsprozesses. Dabei wurde laut Zeugenaussagen oft das zuvor vereinbarte Sicherheitswort ignoriert. Die Frauen hätten Kai K. „mein Herr“ oder „Papa“ nennen sollen.
Berichtet wird außerdem, dass „Sex zu haben besser war, als geschlagen zu werden“, wie es eine Betroffene in ihrer Aussage gegenüber dem Gericht formulierte. Die Süddeutsche Zeitung beschreibt in einem umfangreichen Dossier, dass Betroffene teilweise mit Handschellen fixiert wurden. Der sexuelle Missbrauch habe sich über Jahre erstreckt.
Todesfälle im Umfeld
Zwischen 2019 und 2022 kam es zu mindestens vier Todesfällen in direktem Zusammenhang mit dem Umfeld der „Go & Change“-Gemeinschaft. Ein Säugling verstarb auf einem sogenannten „Besinnungsspaziergang“ – offiziell an plötzlichem Kindstod. Ein weiteres Kleinkind ertrank im Löschteich der Anlage. Auch eine 32-jährige Frau kam ums Leben; in einem weiteren Fall starb ein Mann unter Drogeneinfluss. Ob ein Zusammenhang mit der Führung der Gruppe bestand, wurde von den Behörden nicht abschließend bewertet, ist jedoch Gegenstand öffentlicher Diskussion.
Justiz greift durch
Im Frühjahr 2024 begann vor dem Landgericht Schweinfurt der Prozess gegen Kai K. Die Anklage umfasst schwere sexuelle Nötigung, Körperverletzung, Misshandlung Schutzbefohlener und Freiheitsberaubung. In den Aussagen der Betroffenen zeigt sich ein Muster, das Fachleute wie Michaela Huber seit Jahren als typisch für sektenähnliche Strukturen und ritualisierte Gewalt bezeichnen: Esoterisches Vokabular, psychologische Abhängigkeit, Isolation und ideologisch aufgeladene Gewalt.
Fazit
Der Fall „Go & Change“ verdeutlicht, wie spirituelle Sprache und esoterische Konzepte als Deckmantel für ideologisch motivierten, ritualisierten sexuellen Missbrauch dienen können. Kai K. habe eine Gemeinschaft geschaffen, in der Macht, Kontrolle und sexuelle Ausbeutung nicht Ausrutscher, sondern systematisches Prinzip gewesen sein könnten.
Quellen
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https://www.polizei.bayern.de/unterfranken/news/presse/aktuell/index.html (für Pressemitteilungen der Polizei Unterfranken; konkrete Einträge bitte nach Datum durchsuchen)
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